Malerin und Grafikerin: Gretchen Wohlwill

Grabstein von Gretchen Wohlwill auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg

Gretchen Wohlwill wurde am 27. Februar 1878 in Hamburg geboren. Sie stammte aus einem liberalen, angesehenen jüdischen Elternhaus. Aufgewachsen war sie mit vier Geschwistern. Wobei ihr Vater der Chemiker und Historiker Emil Wohlwill war und ihre Mutter Luise Nathan. Gretchen Wohlwills Bruder Friedrich Wohlwill war ein anerkannter Mediziner.

Beitragsbild: Gretchen Wohlwills Grabstein im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof Von Vitavia – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58420293

Nachdem Gretchen Wohlwill den Abschluss der Selekta erlangte, besuchte sie ab 1894 die Kunstschule „Valeska Röver“ in Hamburg. Zu ihren Lehrern hier zählten Arthur Illies und Ernst Eitner.

Sie lernte von Alfred Lichtwark den norddeutsch geprägten Impressionismus. Gretchen Wohlwill gehörte zwischen 1904 und 1905 zu den deutschen Schülerinnen der Académie Matisse in Paris. Hierdurch entwickelte sie einen von der französischen Avantgardekunst geprägten Malstil.

Dazu gehörten u. a. Landschaften und konventionelle Porträts. Neben der Malerei war der Schwerpunkt ihrer Arbeit die Grafik. All diese Stile und Fertigkeiten flossen später in ihre eigenen Bilder mit ein.

Zurück aus dem Exil

Gretchen Wohlwill war als Erzieherin und Kunstlehrerin tätig. Stets, auch in der Weimarer Republik, war sie den Anfeindungen der nationalsozialistischen Presse ausgesetzt. Aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln verbrachte Gretchen Wohlwill 12 Jahre im Exil. Wurde sie doch in Deutschland von den Nationalsozialisten verfolgt und stand kurz davor in ein KZ deportiert zu werden.

Zu ihrem Selbstschutz immigrierte sie 1940 nach Portugal. 1945 kam Gretchen Wohlwill zurück zur Malerei und besann sich auch ihrer Hamburger Wurzeln. Hierher kehrte sie 1952 zurück. Hier traf sie drei der 64 emigrierten Künstler wieder. Arie Goral, Arnold Fiedler und auch Clara Blumfeld wurden erneut zu ihren künstlerischen Begleitern. Selbst die Freundschaft zu Willem Grimm und anderen Sezessions-Kollegen nahm sie wieder auf. Der Malerei blieb sie zeitlebens treu. Was wohl auch ihrer bescheidenden Lehrerinnen-Rente galt.

Erinnerungen an Gretchen Wohlwill

1959 wurde Gretchen Wohlwill vom Berufsverband bildender Künstler in Hamburg zum Ehrenmitglied ernannt. Drei Jahre später starb die Künstlerin. Erhalten ist sie jedoch u. a. in einem groß förmigen Porträt ihrer Kollegin Else Weber. Hinzu kommen Gretchen Wohlwills eigene Bilder und die Grabstelle im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Doch darüber hinaus hat sie weitere Spuren in Hamburg hinterlassen. Wie die Gedenktafel am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium in Eimsbüttel, wo sie 1933 aus dem Schuldienst entlassen wurde. Diese Gedenktafel erinnert ebenfalls an ihre jüdische Kollegin Martha Behrend. Auch der Innenraum der Schule trägt Gretchens Spuren. Hier wurden 1993 ihre Wandbilder im Treppenhaus wieder freigelegt.

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