Prof. Dr. Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff

Es war ein kalter Dezembertag, der 2. um genau zu sein, als Marion Hedda Ilse 1909 das Licht der Welt erblickte. Sie wurde im ostpreußischen Familiensitz, dem Schloss Friedrichstein, geboren. Ihre Mutter Ria von Lepel war Palastdame von niemand geringerem als der Kaiserin Auguste Viktoria. Ihr Vater war August Karl Graf von Dönhoff. Dieser war Mitglied im preußischen Herrenhaus und zugleich Reichstagsabgeordneter. Marion Hedda Ilse war das Nesthäkchen ihrer halb-feudalen Familie und das siebte Kind. Also solches lernte sie schon früh sich durchzubeißen und entwickelte einen Kampfgeist, den sie später immer wieder einsetzte. Entmutigen ließ sie sich nie. Als Gräfin war aufgeben für sie keine Lösung. Aber ins Rampenlicht stellte sie sich selbst dennoch nicht.

Der Zweite Weltkrieg

Schon als junge Dame interessierte sich Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff für die Wirtschaft. Bekam sie doch die Wirtschaftskrise hautnah mit und wollte verstehen, worum es ging. Auch später ließ sie die Dinge nicht einfach geschehen. Als das NS-Regime an Macht gewann, riss sie die Hakenkreuzfahne vom Dach der Universität, an der sie gerade studierte. Plakate, die Dozenten als Juden und Linke anprangerten, riss sie eigenhändig von der Wand. Ihr Kampf gegen die Nazis brachte ihr den Beinamen „die rote Gräfin“ ein, da sie als Sympathisantin der Linken galt. Als Flugblätter verteilt wurden, beteiligte sie sich daran. Kurze Zeit später wanderte sie zu ihrem Schutz in die Schweiz aus. Um noch weiter weg vom nationalsozialistischen Deutschland zu kommen, reiste sie bis nach Afrika.

1937 kehrte sie zurück und übernahm 1939 die Gutsverwaltung der Familiengüter. Doch das hielt sie nicht davon ab, weiter gegen das NS-Regime vorzugehen. Im Gegenteil – sie entfaltete die Macht der zwei Gesichter – war zugleich Widerstandskämpferin und regimetreue Gräfin. Nach dem Stauffenberg Attentat geriet sie ins Visier der Gestapo und wurde 1944 verhört. Wieder freigelassen, blieb ihr 1945 vor den sowjetischen Streitkräften nur die Flucht in den Westen. Ihre Aufklärung gegenüber den Briten und Alliierten blieb ungehört. Diese behaupteten lange, es hätte keinen deutschen Widerstand gegeben. An den Nürnberger Prozessen nahm sie als Augenzeugin teil.

Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F035073-0018 / Gräfingholt, Detlef / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7469933

Wir sind dem Abgrund ein Stück näher gekommen

1946 wird die Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT auf die Memoranden der Gräfin aufmerksam. Hierdurch wird Marion Gräfin Dönhoff als freie Mitarbeiterin eingestellt. Bekannt wurde sie als Journalisten von kritischen Texten. Fast 10 Jahre später wird sie Ressortleitern für Politik und Chefredakteurin der ZEIT. Konrad Adenauer kritisierte sie stets und setzte sich doch für die Wiedervereinigung von Ost und West ein. Als die Mauer gebaut wurde, zitierte sie dies mit dem Satz: „Wir sind dem Abgrund ein Stück näher gekommen!“

Da sie sich stets zur Aufgabe setzte, nicht nur die Vorgänge zu verstehen, sondern auch Ost und West mit allen Mitteln wieder zu vereinen, erhielt sie 1971 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Doch dies sollte nicht ihr einziger Preis sein. Einige Bücher und Zeitungsartikel von ihr, über ihre Flucht, ihren Wunsch die östlichen Länder mit dem Westen zu vereinen sind erschienen. 2002 stirbt sie im Alter von 92 Jahren mit dem Wissen, dass Ost und West sich wieder angenähert haben.

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